Darauf kommt es während und nach der Behandlung an

Das erste Bild, das man beim Stichwort „Chemotherapie“ im Kopf hat, ist oft ein vollkommen haarloser Kopf. In vielen Fällen kommt es tatsächlich zu einem Haarausfall am Körper. Auf dem Kopf und im Gesicht fällt das besonders auf. Viele Betroffene fühlen sich dadurch als Krebspatient bloßgestellt, worunter auch ihr Selbstwertgefühl leidet. Vor allem Frauen sind häufig unglücklich mit dem Verlust ihrer Haare, da schönes und volles Haar für Gesundheit und Weiblichkeit steht. Doch es gibt Methoden, die Auswirkungen einer Krebsbehandlung zu kaschieren und selbstbewusst damit umzugehen. Vergessen Sie auch nicht: Der Haarausfall ist eine Phase, die vorübergeht! 

Darum ist eine gute Kopfbedeckung für Patienten wichtig

Eine gute und geeignete Kopfbedeckung bei Chemotherapie und anderen Behandlungen ist mehr als eine kosmetische Angelegenheit. Viele Therapieformen erhöhen die Empfindlichkeit von Haut und Haaren. Geeignete Pflegeprodukte, wie milde Shampoos und Hautpflegeprodukte, sind dann entscheidend. Vor allem im Sommer ist Sonnenschutz für Krebspatienten dann besonders wichtig. Eine Kopfbedeckung leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Ebenso im Winter, wenn die sensible Haut vor Austrocknung und Kälte gut geschützt werden sollte.

Nicht zu unterschätzen sind die Auswirkungen von Haarverlust im Zuge einer Behandlung auf die Psyche. Viele Patienten fühlen sich zusätzlich belastet und ziehen sich aus dem öffentlichen Leben zurück. Das betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Dazu kommt das Gefühl, weniger attraktiv zu sein, was das Selbstwertgefühl und damit auch die Lebensqualität deutlich senkt. Oft hilft es Betroffenen, schon nach der Diagnose mit dem Arzt die Möglichkeit des Haarausfalls zu besprechen, sich damit auseinanderzusetzen und bei Bedarf frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. Wenn die Auswirkungen auf die Psyche dennoch spürbar sind, können Betroffene auch seelische Unterstützung durch einen Psychoonkologen in Anspruch nehmen.

Wie wahrscheinlich ist Haarausfall während einer Krebsbehandlung?

Nicht alle Therapieformen bergen das Risiko eines Haarausfalls. Damit rechnen müssen Sie bei einer Chemotherapie, die im ganzen Körper wirkt und auch die sich teilenden Haarwurzeln angreift. Es gibt allerdings eine Bandbreite verschiedener Zytostatika, wie die Medikamente einer Chemotherapie fachsprachlich heißen. Einige von diesen lösen häufiger einen Haarausfall aus (wie zum Beispiel Cyclophosphamid und Etoposid), während andere dies nur in seltenen Fällen tun (wie unter anderem Carmustin und Fludarabin). Auch manche der Medikamente, die bei zielgerichteten Therapien zum Einsatz kommen, können mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Haarausfall führen (etwa die Substanzen Sorafenib und Cabozantinib), während andere ein geringes Risiko bergen (unter anderem Bortezomib und Ofatumumab).

Eine vollständige Übersicht zu den Wirkstoffen von Chemo- und zielgerichteten Therapien und deren Wahrscheinlichkeit, zu Haarausfall zu führen, finden Sie in der aktuellen S3-Leitlinie Supportive Therapien für onkologische Patienten auf den Seiten 195-197.

Bestrahlungen im Kopfbereich sind ebenfalls mit einem hohen Risiko des Haarausfalls verbunden. Meistens beginnt der Haarausfall am Kopf wenige Wochen nach dem Therapiebeginn. Die Medikamente wirken auf die Haare, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Wachstumsphase befinden. Im späteren Verlauf können auch die Gesichts- und Intimbehaarung betroffen sein und ausfallen. In jedem Fall sollten Sie Ihren Arzt frühzeitig fragen, wie groß Ihre Wahrscheinlichkeit eines Haarausfalls ist. Bei Bedarf kann er Patientinnen ein Rezept für einen Haarersatz ausstellen, das in einem Zweithaarstudio eingelöst werden kann. Bei langen Haaren ist es empfehlenswert, schon nach Beginn der Therapie über eine Kurzhaarfrisur nachzudenken. Das kann die Übergangsphase etwas leichter machen.

Das Nachwachsen der verlorenen Haare beginnt meistens schon wenige Wochen nach dem Abschluss der Therapie. Die neuen Haare können allerdings eine hellere oder dunklere Farbe oder auch eine andere Struktur haben als zuvor, etwa lockiger sein.

Möglichkeiten, Haarausfall bei Krebsbehandlungen zu begegnen

Wenn es bei Ihnen im Rahmen Ihrer Tumorbehandlung zu Haarausfall kommen sollte, stehen Ihnen einige Möglichkeiten zur Verfügung. Eine selbstgewählte Kopfbedeckung bei Chemotherapie kann sowohl kaschierend eingesetzt werden oder sogar als Stil-Merkmal getragen werden, ganz nach eigenem Belieben. Hier finden Sie eine Übersicht:

Haarersatz

Viele Patientinnen entscheiden sich für eine Perücke aus Kunst- oder Echthaar als Kopfbedeckung bei Chemotherapie oder zielgerichteten Behandlungen. Dazu ist es wichtig, so früh wie möglich ein Zweithaarstudio aufzusuchen. Einerseits lassen sich so auf Ihren Kopf angepasste Modelle mit der passenden Originalhaarfarbe anfertigen. Andererseits werden – für Frauen – viele Haarersatzprodukte von ihrer Krankenkasse zumindest anteilig erstattet. Die genauen Bestimmungen müssen allerdings immer im Einzelfall mit der eigenen Krankenkasse abgestimmt werden. Je früher man sich darum kümmern kann, desto besser. Weil bei Männern Haarverlust häufiger auch natürlicher Ursache ist, übernehmen die Kassen hier keine Kosten.

Außerdem empfehlenswert: Auf die Bedürfnisse von Krebspatientinnen zugeschnittene Styling- und Kosmetikseminare (wie sie zum Beispiel von der DKMS Life angeboten werden).

Tücher, Hüte & spezielle „Chemo-Mützen“

Beliebt als Kopfbedeckung bei Chemotherapie sind in allen Farben und Mustern erhältliche Tücher und Bandanas, die die bloße Kopfhaut verdecken und gleichzeitig sanft zur Haut sind. Es gibt inzwischen auch ein breites Angebot an besonderen Turbanen und Mützen, die über spezialisierte Onlineshops oder in Zweithaarstudios angeboten werden. Nicht selten sind die AnbieterInnen selbst von einer Krebserkrankung und Haarausfall betroffen (gewesen) und haben aufgrund dieser Erfahrungen ihr Angebot entwickelt.

Wichtig ist, die Kopfbedeckung der Jahreszeit anzupassen. Im Sommer eignen sich zum Beispiel Strohhüte sehr gut, um die Kopfhaut vor Sonnenstrahlen zu schützen. Gleichzeitig lassen sie genug Luft heran, um das Schwitzen zu vermeiden. Im Winter sind warme, aber atmungsaktive Materialien empfehlenswert.

Haarverlust vermeiden?

Eines vorweg: Zuverlässige Methoden, den Haarausfall bei einer Krebsbehandlung zu stoppen, gibt es bisher nicht. Sogenannte supportive Therapien sollen die Nebenwirkungen von Tumortherapien lindern, forschen auch in diese Richtung. Shampoos gegen Haarausfall gelten als nicht wirksam. Besser sind milde Haarwäschen mit lauwarmem Wasser, um den Ausfall zu verlangsamen und die Haut zu schonen. Im Falle von Chemotherapien gibt es Anhaltspunkte, dass sogenannte Kühlhauben oder cool caps die Auswirkungen der Zytostatika bremsen können. Diese Hauben werden während der Chemotherapie getragen und unterkühlen die Kopfhaut, um die Durchblutung zu verringern. Außerdem drosselt die Unterkühlung die biochemische Aktivität der Haarwurzeln, was diese wiederum weniger anfällig für die Chemotherapeutika machen könnte. Dadurch gelangt weniger der Chemo-Medikamente in die Region, was dem Haarausfall entgegenwirken soll. Eine Empfehlung von Experten oder eine Kostenübernahme durch Krankenkassen gibt es für Kühlhauben derzeit noch nicht.

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