Speziell geschulte Experten bieten psychologische Unterstützung bei Krebs

Als Silvia D. die Diagnose „Krebs“ erhielt, schien ihr Kopf zuerst wie leergefegt. Kurz darauf meldete sich zum ersten Mal die Angst. Krebs. Wie sollte sie damit umgehen? Zu ihrem Glück wusste ihr Arzt mit solchen Reaktionen auf die schockierende Nachricht umzugehen. Neben seiner Empfehlung, sich für ihre Behandlung ein spezialisiertes und zertifiziertes Krebszentrum zu suchen, machte er sie auch gleich im ersten Gespräch auf die Möglichkeit aufmerksam, sich Unterstützung durch einen Psychoonkologen zu suchen. Was an diesem Punkt wichtig für Patienten ist, ist zu verstehen: In dieser Ausnahmesituation professionelle Hilfe anzunehmen, hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern mit Vernunft.

Die Psychoonkologie entwickelt sich zu einem festen Teil jeder Krebstherapie

Dass die Krankheit unter anderem Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit und Trauer auslöst, ist ganz normal und kommt in den meisten Fällen vor. Manchen gelingt es vergleichsweise gut, ihre Gefühle selbst zu verarbeiten. Bei etwa einem Drittel aller Krebspatienten werden die emotionalen Belastungen allerdings so groß, dass Fachleute ihnen eine psychologische Unterstützung ans Herz legen.

Die Psychoonkologie hat sich als Teildisziplin seit den 1970er Jahren entwickelt. Bis in die 90er lag der Schwerpunkt auf der Erforschung, ob die Psyche und Krebs zusammenhängen können. Das hat sich geändert: Der psychoonkologische Schwerpunkt liegt inzwischen darauf, von Krebs betroffene Patienten und deren Angehörige durch die Zeit der Krankheit und Therapie zu begleiten. Das oberste Ziel ist dabei, die Lebensqualität der Betroffenen so weit wie möglich zu verbessern. Psychoonkologen helfen dabei, indem sie etwa mit den Betroffenen zusammen Strategien erarbeiten, mit der veränderten Lebenssituation umzugehen, Ängste und Sorgen abzubauen oder Techniken zur Entspannung und Beruhigung vermitteln. Auch eine medikamentöse Behandlung ist möglich, wenn es für den Patienten notwendig und hilfreich erscheint.

Hier finden Sie psychoonkologische Unterstützung:

Zertifizierte Krebszentren müssen eine psychoonkologische Betreuung anbieten können, um zertifiziert zu werden. Die Oncomap der Deutschen Krebsgesellschaft listet die zertifizierten Zentren übersichtlich auf. Der Krebsinformationsdienst führt ein Verzeichnis ambulant tätiger Psychoonkologen. Eine gültige Zertifizierung ist Voraussetzung für die Aufnahme.

Für die Suche können Sie sich auch an Ihren behandelnden Onkologen oder die Beratungsstellen der jeweiligen Landeskrebsgesellschaften wenden.

Viele Patientenorganisationen vermitteln ebenfalls Kontakte zu Psychoonkologen, etwa über kostenlose telefonische Beratungsangebote.

Was qualifiziert Psychoonkologen?

Es gibt keine einheitliche Ausbildung zum Psychoonkologen. Die Bezeichnung ist nicht geschützt, weshalb sich – theoretisch – jeder so nennen darf. Dennoch lassen sich qualifizierte Psychoonkologen schnell ausmachen: durch die Teilnahme an zertifizierten Weiterbildungsgängen, wie die „Weiterbildung Psychosoziale Onkologie“ (WPO) nach den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie (PSO/DKG) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Psychosoziale Onkologie e.V. (dapo). Der Krebsinformationsdienst nimmt in sein Verzeichnis nur Psychoonkologen auf, die dieses Zertifikat erworben haben. Im Zweifel kann man immer nachfragen, ob am Telefon oder im Vorgespräch, um die Qualifikation zu überprüfen.

Ihre Grundausbildung kann sich durchaus unterscheiden; viele sind niedergelassene Psychiater und Psychotherapeuten, die sich auf die Bedürfnisse von Krebsbetroffenen spezialisieren. Manche Onkologen bilden sich entsprechend fort, aber auch Sozialarbeiter und qualifizierte Pflegekräfte. Offizielle und vertrauenswürdige Verzeichnisse listen ausschließlich zertifizierte Psychoonkologen.

Außerdem ist es wichtig, sich die nötige Zeit zu nehmen, um einen Psychoonkologen zu finden, bei dem man sich wohl fühlt. Wenn die Empfehlung oder der erste Kontakt vom Gefühl nicht passt, lohnt es sich, noch etwas zu suchen.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Krebsgesellschaft.de
Krebsinformationsdienst.de
Leitlinienprogramm Onkologie