Vor allem bei einer Strahlen- oder Chemotherapie ist Sonnenschutz unverzichtbar

Sonnenlicht ist wichtig für das Wohlbefinden, verbessert die Stimmung und regt die Produktion des wichtigen Vitamin D an. Dazu wird den meisten Krebspatienten empfohlen, sich regelmäßig im Rahmen ihrer Kräfte zu bewegen. Da scheint an sonnigen Tagen ein Spaziergang an der frischen Luft die perfekte Wahl. Dabei sollten Sie jedoch einiges beachten, denn manche Medikamente zur Behandlung von Krebs können eine starke Lichtempfindlichkeit (fachsprachlich „Photosensibilität“) auslösen, die auch über die Dauer der Therapie hinaus anhalten kann.

Manche Krebsbehandlungen können die Haut lichtempfindlicher machen

Als Krebspatient sollten Sie im Umgang mit der Sonne besondere Vorsicht an den Tag legen. Schon kurze Aufenthalte können im Freien zum Teil heftige Hautreaktionen auslösen, wenn diese nicht gegen die Sonne geschützt ist – auch bei bewölktem Himmel. Dazu zählen etwa Verfärbungen der Haut und Sonnenbrand. Meistens handelt es sich dabei um eine sogenannte phototoxische Reaktion: Die Lichteinwirkung lässt in der Haut Stoffe entstehen, die die Hautzellen angreifen. Eine andere mögliche Auswirkung ist, dass ein Medikament die natürliche „Entgiftungsfunktion“ der Haut behindert und sich schädliche Stoffe ausbreiten können.

Bei den selteneren photoallergischen Reaktionen nimmt man dagegen an, dass sich das Medikament unter Lichteinwirkung mit biologischen Strukturen wie Eiweißen in der Haut verbindet. Diese Strukturen werden dann von Zellen des Immunsystems als Fremdantigen erkannt und angegriffen: Es kommt zu einer allergischen Reaktion. Dafür wird umgangssprachlich auch häufig der Begriff „Sonnenallergie“ genutzt.[1]

Bei Chemotherapien weiß man, dass manche Wirkstoffe (Zytostatika) die Lichtempfindlichkeit erhöhen (darunter 5-Fluorouracil (5-FU), Vinblastin, Dacarbazin und Methotrexat). Aber auch andere Medikamente, die zur Behandlung von Krebs eingesetzt werden, können diese Wirkung entfalten, etwa manche zielgerichteten Therapien (z.B. Cetuximab).

Nach dem Abschluss der Krebsbehandlung benötigt die Haut Zeit, um sich zu erholen. Die erhöhte Lichtempfindlichkeit kann deswegen bis zu sechs Monate danach bestehen bleiben. Deshalb lohnt sich in jedem Fall die Frage an Ihren Arzt, ob Sie mit einer erhöhten Lichtempfindlichkeit rechnen und Ihren Sonnenschutz verstärken sollten.

So schützen Sie Ihre Haut vor der Sonne

Zwei Arten von UV-Strahlung: Sonnenlicht enthält zwei verschiedene-UV-Strahlen. UV-B-Strahlen verursachen den bekannten Sonnenbrand, während die weniger bekannten UV-A-Strahlen für die lichtempfindlichen Hautreaktionen verantwortlich sind. Dünne Kleidung, Glasscheiben und auch manche Sonnencremes fangen UV-A-Strahlen nicht ausreichend ab. Sie sollten deshalb unbedingt darauf achten, Sonnenschutzmittel zu verwenden, die über einen deutlich ausgewiesenen UV-A-Schutz verfügen.

Verwenden Sie regelmäßig und gründlich Sonnenschutzmittel: Die meisten Menschen verwenden Sonnenmilch viel zu sparsam. Hier gilt: Viel hilft viel. Ein Erwachsener braucht im Schnitt 40 Milliliter, um seine Haut ausreichend einzucremen. Das entspricht etwa zwei bis drei Esslöffeln. Je nach Hauttyp sollten Sie mindestens Lichtschutzfaktor (LSF) 50 verwenden und regelmäßig nachcremen.

Der LSF verlängert die Eigenschutzzeit der Haut. Ein sehr heller Hauttyp besitzt eine Eigenschutzzeit von etwa zehn Minuten, bis er einen Sonnenbrand bekommt. Mit einem LSF von 30 erhöht sich diese Zeit auf 300 Minuten (Eigenschutzzeit x LSF). Nachcremen verlängert den Zeitraum nicht. Durch Reibung und Schweiß wird der Schutz abgetragen und muss regelmäßig aufgefrischt werden. Länger als zwei Stunden sollte man sich nie in der Sonne aufhalten.

Lange Kleidung, Kopfbedeckung & Sonnenbrille: Lassen Sie so wenig Haut unbedeckt wie möglich. Weit geschnittene, dicht gewebte, dunkle Kleidung schützt besonders gut vor UV-Strahlen. Nasse Textilien schützen jedoch schlechter als trockene. Eine Kopfbedeckung ist eigentlich unverzichtbar, gleich ob Mütze, Hut oder Tuch. Was oft vergessen wird: der Bereich um die Augen. Eine Sonnenhilfe mit 100 Prozent UV-Schutz oder „UV 400“ filtert beide Arten der UV-Strahlung.

Meiden Sie die Mittagssonne: Die meisten UV-Strahlen treffen zwischen 11 und 15 Uhr auf die Erde. Deshalb ist es ratsam, sich in dieser Zeit möglichst nicht in der Sonne aufzuhalten. Der Deutsche Wetterdienst bietet mit dem „UV Index“ eine tagesaktuelle Einschätzung, wie gefährlich die UV-Belastung in den einzelnen Regionen Deutschlands ausfällt.

UV-Strahlen dringen auch durch dichte Wolkendecken. Deswegen lohnt auch bei schlechtem Wetter ein Blick auf den UV-Index. Das gleiche gilt für Fenster und Autoscheiben – längere Aufenthalte hinter Glas sollten auch nur mit ausreichendem Sonnenschutz stattfinden. So gibt es auch Schutzfolien für die Scheiben und Glasdächer von Autos, die für UV-A-Strahlen undurchlässig sind.

Hilfe bei Sonnenbrand

Wenn trotz aller Vorsicht doch einmal ein Sonnenbrand auftritt, sollten Sie nach Möglichkeit die Sonne meiden, bis er abgeklungen ist. Die meisten Hautveränderungen klingen von selbst ab, wenn sie keinen UV-Strahlen mehr ausgesetzt sind. Reichhaltige Pflegecremes oder –gele, z.B. mit einem hohen Anteil an Aloe Vera-Pflanzenextrakten, unterstützen und pflegen die Haut. Diese Produkte bekommen Sie am besten in der Apotheke.

Wenn Sie bemerken, dass Ihre Haut stärker zu Sonnenbränden neigt und juckende Flecken oder Verfärbungen entdecken, sollten Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Dieser kann Ihnen geeignete Schutz- und Pflegemaßnahmen empfehlen. In Ausnahmefällen ist es möglich, das die Lichtempfindlichkeit auslösende Medikament zu tauschen.

Weitere Informationen finden Sie hier:

Deutsche Krebsgesellschaft
Krebsinformationsdienst

Quellen:

[1] www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2016/fk23-phototoxizitaet-bei-krebspatienten.php