Ist Fasten während einer Chemotherapie sinnvoll?

Fasten hat einen guten Ruf, wenn es um die Auswirkungen auf die Gesundheit geht. Auch in der Krebsforschung haben Wissenschaftler Hinweise gefunden, dass zeitlich begrenztes Fasten vor und während einer Chemotherapie dabei helfen kann, die Nebenwirkungen zu verringern. Trotzdem ist Fasten gegen Krebs als sinnvolle Unterstützung einer Behandlung unter Krebsmedizinern ein Streitthema: Wo die einen Chancen sehen, die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Chemotherapien zu verbessern, fürchten die anderen Entkräftung und Mangelernährung von Patienten.

Eines vorweg: Beim Fasten unter Chemotherapie geht es nicht darum, den Krebs „auszuhungern“. Dass Krebs bekämpft werden kann, indem ihm bewusst Nährstoffe vorenthalten werden und er dadurch verhungert und abstirbt, ließ sich in keiner wissenschaftlichen Untersuchung bestätigen. Im Gegenteil: Fastenkuren, die mehrere Wochen andauern und so den Krebs angeblich heilen sollen, sind eine große Belastung für den Körper und hochgradig lebensgefährlich, denn Krebspatienten brauchen so viel Kraft und Energie wie möglich. Mangelernährung ist ein großes Risiko, das es zu vermeiden gilt.

So soll Fasten eine Chemotherapie unterstützen

In Labor- und Tierversuchen hat man festgestellt, dass durch Kurzzeitfasten die Verträglichkeit einer Chemotherapie verbessert werden kann. Kurzzeit bedeutet, dass Patienten ein bis zwei Tage vor der Infusion, am Verabreichungstag selbst und etwa einen halben bis einen Tag danach nichts essen. Allerdings steht noch nicht fest, ob und inwieweit dies auch für den Menschen gilt.

Die Theorie des Kurzzeitfastens unter Chemotherapie lässt sich so erklären: Nach einer gewissen Zeit des Fastens schalten gesunde Köperzellen in einen Sparmodus um. Sie fahren ihren Stoffwechsel herunter und nehmen dadurch weniger Nährstoffe auf – und auch weniger Zellgifte der Chemotherapie. Krebszellen sind dazu nicht in der Lage. Sie kennen nur Wachstum und nehmen weiterhin so viele verfügbare Stoffe wie möglich in sich auf. Weil es davon in Fastenzeiten weniger gibt, absorbieren sie umso mehr Wirkstoffe der Therapeutika. So werden die gesunden Zellen vergleichsweise geschont, was die Nebenwirkungen verringert, während die Krebszellen sich nicht davor schützen können und umso stärker von der Chemotherapie betroffen werden.

Ärzte empfehlen das Fasten unter Chemotherapie derzeit noch nicht

Seitens der Ärzte gibt es noch keine Empfehlung für das begleitende Fasten zu einer Chemotherapie. Dafür ist die Wirksamkeit noch nicht genug untersucht und belegt. Erste Studien mit Krebspatienten scheinen ebenfalls darauf hinzudeuten und die ersten positiven Erkenntnisse aus Tier- und Laborversuchen zu bestätigen. Diese hatten allerdings nur wenige Teilnehmer und lassen sich untereinander sehr schwer vergleichen, auch deshalb, weil jede Krebserkrankung und –therapie unterschiedlich ist. Ebenfalls noch nicht geklärt ist die Frage, ob die geringeren Nebenwirkungen damit zu erklären sind, dass die Körperzellen geringere Mengen der Wirkstoffe aufnehmen. In diesem Fall wäre der Behandlungserfolg ernsthaft in Gefahr. Auch mögliche Langzeitauswirkungen des Fastens gegen Krebs sind noch nicht ausreichend untersucht.

Sie sollten daher nicht eigenmächtig oder ohne Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt eine Fastenkur während der Therapie beginnen. Besser ist es, wenn das Fasten mit dem Arzt zusammen besprochen und von ihm begleitet wird. Er kann sicher beurteilen, ob Ihr Gesundheitszustand eine Fastenkur zulässt oder sogar eine klinische Studie zum Fasten unter Chemotherapie vermitteln.

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Deutsche Apotheker-Zeitung
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